Im SFEL-R sind vor allem Bezirks- und Kreis Organisationen von Parteien der EL als Netzwerk zusammen geschlossen, die sich entlang der Grenzen Deutschland, Tschechien, Slowakei und Polen gegenüberliegen. Sie organisieren u.a. gemeinsame Treffen und Aktionen wie Teilnahme an der LL-Demo in Berlin, Antifa Demos in Dresden, Ostermarsch in Ansbach, Treffen und Meetings in Tschechien zu verschiedenen Anlässen.
Das zentrale Treffen ist das jährlich stattfindende Europacamp. 2012 fand es am 9.-10. Juni in Sebnitz bei Bautzen statt.
Zunächst gab es die Gelegenheit beim „Politbasar“ - Infoständen aller teilnehmenden Parteien - sich gegenseitig über die eigene Arbeit zu informieren.
Anschließend wurden in zwei Foren diskutiert.
Das erste Forum befasste sich mit:
„Antiziganismus /Romafeindlichkeit als Bestandteil rechter Umtriebe“
Es wurde festgestellt, dass neofaschistische Umtriebe im Dreiländereck Tschechien, Deutschland, Polen zugenommen haben. Deutsche Faschisten sind bestrebt auch in den Nachbarländern wieder Bodengewinne zu erreichen, um auch dort eine dominierende Rolle zu übernehmen. Um dieses zu erreichen werden von ihnen Aversionen der Bevölkerung gegen die Lebensgewohnheiten dieser Minderheiten, die sich auf Grund der historischen Bedingungen ergaben, schamlos ausgenutzt, um dieses Ziel zu erreichen. Sie schließen sich nicht nur „Protestaktionen“ ihrer Gesinnungsgenossen in den angrenzenden Staaten an, sondern organisieren sie inhaltlich auch noch.
Deutsche Nazis sprachen auf Kundgebungen in Tschechien und Tschechische Nationalisten am 1. Mai in Hof. Zeitgleich zu unserem Treffen fand im Nordbayerischen Grenzgebiet ein Deutsch-Böhmisches Freundschaftstreffen von Nazikameradschaften in Oberprix mit ca. 60 Teilnehmern statt.
Eine Genossin der KSČM informierte in der Diskussion, dass es nach der erfolgreichen Abwehr der geplanten US-Radaranlagen in Tschechien nun neue Pläne diskutiert werden, einen US-Stützpunkt zu installieren. Beim Ostermarsch in Ansbach, an dem über zwanzig Mitglieder von in der SFEL-R organisierten Parteien teilgenommen hatten, habe sie erkannt wie unheilvoll solche Einrichtungen für die Bevölkerung sind. Sie meinte: „Wir Linken können nur unser Ziel erreichen, wenn wir in Europa gemeinsam handeln. Dieses kapitalistische Europa ist gegen uns. Deshalb müssen wir gemeinsam dagegen kämpfen. Gemeinsam!“
Das zweite Forum behandelte
„Sorbenfeindlichkeit als Beispiel von ungleicher Wertigkeit in der Mitte der Gesellschaft.“
In seinem Vortrag erklärte Dr. Ratajcak den Anwesenden die psychologischen Auswirkungen auf die Menschen dieser Minderheitsgruppe, die dieser Hetze ausgesetzt sind. Sie können zur Depression führen, aber auch zu aggressivem Handeln. In seinem Buch „Ich schäme mich meiner Sprache“ wird das von ihm wissenschaftlich begründet.
Ergänzend dazu berichtete die Journalistin Dr. Walde von einer Umfrage unter Schülerinnen im Sorbengebiet zur Akzeptanz der sorbischen Sprache. Hier gibt es Widersprüche. Einerseits Abwehrhaltungen und Misstrauen - andererseits Toleranz und Interesse. Interessant ist, dass mehr deutsche Familien ihre Kinder in zweisprachige Kindergärten schicken als sorbische Eltern.
In der Diskussion ging es dann von der Analyse zur Synthese. Was ist zu tun, damit linke Politik für alle Bürgerinnen und Bürger, also auch für die Minderheiten unter ihnen wirksam gemacht werden kann? Wissenschaftler und die Funktionäre der linken Parteien, waren sich einig darüber, dass als erstes die ökonomische Situation der Minderheiten verbessert werden muss. Nur dadurch erhalten sie die Möglichkeit, Bildungseinrichtungen zu besuchen, um sich gleiche Qualifikationen zu erarbeiten, die ihnen eine Berufsmöglichkeit ermöglichen, mit denen sie sich ein gleichberechtigtes Leben organisieren können. Hier konnten die Vertreter aus Jičín und Rumburk Erfolge vermelden. Sie hatten auf parlamentarischer Ebene durchgesetzt, dass ein Entwicklungsprogramm von ihren Regionalregierungen realisiert wurde, dass als ersten Schritt zur Lösung des Problems angesehen werden muss. Eine ständige Begleitung dieses Prozesses wurde von den Teilnehmern festgelegt.
Weiterhin wurde festgestellt, dass die gleiche Problematik auf Menschen mit Migrationshintergrund in den deutschen Großstädten zutrifft. Die zweite Generation kann oftmals weder die Muttersprache noch das Deutsche gut. Türkische Kurden können oftmals kam Kurdisch und bilden innerhalb der Türken eine eigene Gruppe.
Gedenken an die Opfer von Lidice
Am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam nach Lidice und nahmen an der Gedenkfeier der KSČM teil. An diesem Tag vor 70 Jahren zerstörten faschistische Wehrmachtshorden das Dorf Lidice.
Die am Europacamp teilnehmenden Parteien legten gemeinsam mit zahlreichen tschechischen Delegationen Blumengebinde zum Gedenken an die Opfer von Lidice nieder.
Horst Brand - DKP Brandenburg
Gustl Ballin - DKP Nordbayern
Fotos: Hans-Peter Schömmel & Dáša Pokorová