Seit 10 Jahren:
Ständiges Forum der Europäischen Linken-der Regionen
Traditionell seit 21 Jahren treffen sich Linke aus Deutschland, Tschechien, Slowakei zu Himmelfahrt im Europacamp, um sich über aktuelle Politik, Erfahrungen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszutauschen. Mit der Gründung des SFEL-R begleiteten wir fördernd den Prozeß der Gründung der Partei der Europäischen LINKEN, deren 10. Geburtstag wir ebenfalls feierten.
In diesem Jahr organisierten die tschechischen GenossInnen des Kreises Mittelböhmen im malerischen Ort Borovice am Rand des Böhmischen Paradieses das Treffen. Mit Tanz und Lagerfeuer klangen die Tage aus, ein touristischer Tag führte uns in die mit Schlössern und Burgen reich gesegnete Region.
Der „politische Sonnabend“ galt den Diskussionen und der Beratung darüber, ob und wie diese Art der Zusammenarbeit fortgesetzt werden sollte.
Ein Diskussionsforum war der Intensivierung der parlamentarischen Zusammenarbeit gewidmet, denn nun gibt es Linke in Tschechien, Deutschland und Andalusien mit praktischer Erfahrung in kommunaler und Regierungs(mit)verantwortung. Dieses Potential wird aus unserer Sicht noch unzulänglich genutzt.
Ein zweites Forum hatte den Kampf gegen den Neofaschismus zum Inhalt, angesichts der Rechtsentwicklung in ganz Europa brandaktuell. Da nach den Niederlagen der Nazis bei ihren Aufmärschen in Dresden und auch Cottbus diese nun ins Grenzgebiet CZ/D ausweichen und z.B. in Karlovy Vary ungehindert eine erschreckende Fackelprozession abhielten, berichteten wir GenossInnen aus Deutschland von unseren ganz praktischen, über 20 Jahre entwickelten Formen und Erfahrungen bei der Organisation von Widerstand gegen neofaschistische bzw. im weitesten Sinne menschenfeindliche Aktionen und Erscheinungen. Dabei sollten wir stets länderübergreifendem Kontakt bleiben und uns auch personell unterstützen. Die tschechischen GenossInnen waren selbst mehrfach am 13.Februar in Dresden, nun ist die Reihe an uns, wenn sich deutsche Nazis in Tschechien breitmachen wollen.
An der Beratung über die Zukunft unserer Zusammenarbeit nahmen auch Gründungsmitglieder der Anfangsjahre teil. Das Bekenntnis über die Notwendigkeit der Fortsetzung unserer Zusammenarbeit als Europäer, als Basis der Parteien und als Bürger unserer Länder, als Menschen, die sich nahe kommen, war eindeutig. Die Führung der KSČM zeigte ihre Wertschätzung dafür durch ihre Teilnahme (1.stellv.Parteivorsitzender Petr Šimůnek, Kreisvorsitzender Stanislav Grospič, EP-Mitglied Jaromír Kohlíček) und der Würdigung der AktivistInnen „der ersten Stunde“. Leider folgte von Seiten der Brandenburgischen Landespartei niemand der Einladung aus Anlaß der Gründung des Ständigen Forums und der Europäischen Linkspartei vor 10 Jahren. Dies bemängelten zurecht auch die tschechischen GenossInnen, sehr lange schon mit niemandem der Parteispitze aus Deutschland auf einem solchen Treffen Kontakt gehabt zu haben.
Wir Mitglieder des Netzwerkes EL in Brandenburg nehmen das als Auftrag, uns um die Einbindung unserer Arbeit in die Planung der Landespartei stärker zu bemühen.
Sonja Newiak
Netzwerk EL/AG Polittourismus Cottbus
Wenn ein Gedanke Grenzen überfliegt
Im Frühjahr des Jahres 2012 übermittelte mir unser lieber Genosse Heiko Kosel den Wunsch einer tschechischen Mittelschule mit einer Schule in Sachsen eine Partnerschaft ins Leben zu rufen. Dieser Vorschlag gefiel mir sehr. Umgehend informierte ich meinen Schulleiter und meine Kolleginnen und Kollegen von dieser Idee.
Bei der Schule in der Tschechischen Republik handelt es sich um die Schule in Milovice, nicht weit weg von Nymburk.
Meine Schule ist die Grundschule in Leipzig-Miltitz. Im Rahmen des Ganztagesangebotes unserer Schule beschäftigte sich unter meiner Leitung nun die Arbeitsgemeinschaft „Brieffreunde“ mit diesem Projekt.
Da mein Mann Andreas und ich sehr oft Gast im Nachbarland sind, bot sich ein Besuch bei der Lehrerin Lada Kolinska an. Das machten wir auch und nahmen sehr viel Material unserer Kinder zur Vorstellung ihrer Idee mit. Meine Kollegin Lada hatte ihrerseits bereits in ihrer Deutschgruppe entsprechende Vorbereitungen getroffen. Herzlich, wie wir das bei unseren Freunden in der Tschechischen Republik gewöhnt sind, wurden wir zu Hause bei Lada empfangen. Mit Freude tauschten wir die Arbeiten der Kinder aus. Nun schrieben sich die Kinder regelmäßig Briefe und schickten zu Weihnachten und Ostern Geschenke, Fotos und Grüße. Im Übrigen noch ganz traditionell mit der Post! Im Oktober 2013 besuchten mein Mann und ich zum ersten Mal die Schule in Milovice. Dort hatten wir ein langes schönes Gespräch mit der Schulleiterin. Auch die neu gestaltete Schule schauten wir uns an und waren begeistert. Sehr modern, sehr sauber und mit sehr freundlichen Kindern. Schließlich stellte die Schulleiterin die entscheidende Frage, ob es möglich ist, dass eine tschechische Delegation uns besucht. Ich sagte natürlich zu!
Wieder in meiner Schule überraschte ich meinen Chef mit dieser Neuigkeit. Sofort waren er und meine 12 Kolleginnen begeistert. Da uns bekannt ist, dass für Schulen in Leipzig das Geld nicht in Strömen fließt, waren gute Ideen gefragt. Trotzdem bekamen wir von der Stadt 600 Euro, allerdings mit der Auflage - keine Verpflegungskosten!! Ich bat die Landtagsfraktion der Partei "Die Linke" um Unterstützung. So erhielten wir 200 Euro. Ein dicker Brief mit dem gemalten Dank unserer Miltitzer Kinder ging zurück an die Fraktion...
Der Termin für den Besuch war der 6.5. und 7.5.2014. Das DRK der Stadt Leipzig stellte uns kostenfrei Liegen zum Schlafen zur Verfügung. Immerhin mussten 19 Kinder und zwei Lehrerinnen gut untergebracht und versorgt werden.
Es ist unglaublich, welche Ideen und Kräfte durch unsere Eltern, Kolleginnen, Freunde und Helfer mobilisiert wurden, um diesen Besuch zu einem Höhepunkt in unserem Schulleben zu machen.
Auch der Ortschaftsrat spendete noch nachträglich Geld für den Förderverein unserer Schule.
Einen Tag vor dem Besuch glich meine Schule einem Ameisenhaufen. Die Zimmer wurden mit tschechischen Willkommenswünschen geschmückt. Das Schulhaus war in den Landesfarben gestaltet. An unserer ständigen Wandzeitung las man noch einmal die für unsere Kinder schwierig zu sprechenden einfachsten Worte der Verständigung. Die Viertklässler hatten es gut, denn sie können sich schon in Englisch verständigen, wie auch die Gastkinder.
Dann war es soweit. Gegen 11.30 Uhr rollte der Reisebus auf unseren Schulhof. Endlich sahen sich die Kinder, und die Begrüßung war überwältigend.
Ein Vati - Besitzer einer nahe gelegenen Gaststätte - richtete an beiden Tagen ein tolles Mittagessen für die Gäste aus. Als die Kinder danach Zeit hatten, sich in unserem Kulkwitzer See die Füße abzukühlen, hätte keiner sagen können, zu welcher Schule die Kinder gehören. Es gab ein tschechisch - deutsches - englisches Sprachgewirr. Es war einfach nur schön, wie Kinder Europa verstehen und leben.
Am Nachmittag des ersten Tages unternahmen wir eine Bootsfahrt auf der Weißen Elster. Leipzig sieht vom Wasser noch schöner aus als mit einem Bus zur Stadtrundfahrt. Wieder in der Schule zurück hatten schon Eltern und Kolleginnen in unserem „Grünen Klassenzimmer“ Schulgarten auf dem Grillplatz ein tolles Grillabendessen vorbereitet. Mit allen Raffinessen, versteht sich!
Der Abend klang mit einem Schlaflied für die Gäste aus.
Am nächsten Morgen gab es Frühstück, zusammengestellt von uns Lehrerinnen, die alle Mütter sind und wissen, was Kindern gut schmeckt.
Gemeinsam mit unseren Kindern pflanzten wir ein Bäumchen der Freundschaft ein, einen Ginkgobaum. Er soll mit dieser Freundschaft wachsen und gedeihen.
Anschließend fuhren wir in das Stadtzentrum zu einem Stadtrundgang mit Erläuterung durch uns selbst. Die Kinder waren beeindruckt von der Schönheit der Architektur des Stadtzentrums. Eine Überraschung war außerdem eine Einladung zum Eisessen. Unser Eis muss mindestens so gut wie tschechisches gewesen sein. Die Gesichter zeigten das!
Nach dem Mittagessen nahte schon der Abschied. Es wurden Geschenke ausgetauscht, man lag sich in den Armen und selbst uns standen Tränen in den Augen.
Zwei unvergessliche Tage waren vorbei. Jedoch versprachen unsere Freunde uns ebenso zu empfangen, wenn wir im nächsten Jahr einen Gegenbesuch planen. Und das glauben wir ganz fest.
Es ist erstaunlich, wie ähnlich die Kinder sich in solchen Situationen sind.
Ich arbeite bereits seit 41 Jahren in diesem schönen Beruf. Brieffreundschaften waren in meiner Schulzeit an der Tagesordnung. Wobei gegenseitige Besuche eher nicht möglich waren. Es liegt mir in meiner Arbeit immer viel daran, Kinder zur gegenseitigen Akzeptanz und Toleranz zu erziehen. Nicht mit Druck, sondern mit Emotionen und Empathievermögen. Bei diesem Projekt erfahren die Kinder viel über die Kultur, das Land mit seinen Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten, über Essen und Trinken, Gewohnheiten der Menschen, Traditionen und Zukunftswünsche der Menschen.
Ich hoffe sehr, dass es nachhaltig bleibt und die Kinder die Möglichkeit haben, gelebte Freundschaft in ihren Herzen zu behalten und zu vertiefen. Das wünschen meine Kollegin Lada und ich uns sehr.
In diesem Sinne - Na Shledanou! und Auf Wiedersehen!
Eure Christine Halle
Fotos: Christine Halle