Lidice - unvergessen!

Auch 75 Jahre nach der Vernichtung des Ortes und seiner Bewohner bleibt die Erinnerung

Anläßlich des 75. Jahrestages der Vernichtung des Ortes Lidice und seiner Bewohner durch die deutschen Faschisten nahmen tschechische und deutsche VertreterInnen des „Ständigen Forums der Europäischen Linken – der Regionen“ gemeinsam mit tschechischen BürgerInnen und internationalen Gästen an der Gedenkveranstaltung  am Mahnmal Lidice teil.

Am 27. Mai 1942 wurde Reinhard Heydrich, Leiter des Reichssicherheitshauptamts und stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, auf dem Weg zu seinem Büro auf dem
Hradschin in Prag durch ein Attentat tschechoslowakischer Widerstandskämpfer im Auftrag der tschechoslowakischen Exilregierung  schwer verletzt und starb fünf Tage später.

Der SS-und Polizeiführer Karl Herrmann Frank ordnete als „Vergeltungsaktion“ die Vernichtung des Ortes an. In den frühen Morgenstunden des 10. Juni 1942 begannen SS-und Wehrmachtseinheiten die Bewohner aus ihren Häusern zu treiben. 503 Bewohner lebten zu diesem Zeitpunkt in Lidice. Alle 192 Männer wurden ermordet. 71 Frauen und 85 von den 98  dort lebenden Kinder wurden in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort vergast. 13 Kinder wurden zur „Germanisierung“ ausgesondert und in ein Lebensborn-Heim gebracht und nach Beendigung des zweiten Weltkrieges in Bayern aufgefunden. 198 weibliche Einwohner wurden ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Nur 143 überlebten dieses Vernichtungslager und kehrten nach dem Krieg in ihren Heimatort zurück. Der Ort Lidice wurde dem Erdboden gleich gemacht. Die Häuser in Brand gesetzt anschließend die Ruinen gesprengt und eingeebnet.

Alljährlich wird an diesem Tag eine Gedenkveranstaltung durchgeführt, an der auch wir vom SFEL-R teilnehmen. So auch in diesem Jahr. Gemeinsam mit unseren Genossen der KSČM  legten wir zum Gedenken an die unschuldigen Opfer Blumengebinde nieder und nahmen an der Gedenkveranstaltung der KSČM am Kinderdenkmal teil. Eine japanische Schülergruppe gab ein Kulturprogramm für die ermordeten Kinder Lidices, die damals im gleichen Alter waren wie sie jetzt. Sie legten kleine Geschenke vor das Mahnmal. Und gerade hier vor diesem Mahnmal drängt sich die Frage auf, wie konnte das passieren? Wie konnte es dazu kommen, dass große Teile der Bevölkerung einer Nation, die  Dichter und Denker von Weltruf hervorgebracht hat, diesen faschistischen Mordbrennern folgte und sich an solche Untaten beteiligte? Sie glaubten den primitiven Parolen der Faschisten, dass der Jude schuld sei an ihrem Übel. Damals der Jude. Und heute? Wieder sind ähnliche Töne zu hören. Heute sind es Flüchtlinge, Migranten, Menschen mit anderer Hautfarbe in unserem Land, die verantwortlich dafür gemacht werden, das Altersarmut auftritt, die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird. Damals wie heute gibt es ganz andere Gründe dafür. Aber die Gefahr einer Wiederholung wird größer. Und wichtig ist dieser entgegenzutreten. Dafür zu sorgen, dass es den Neofaschisten nicht wieder gelingt Menschen zu verführen. Der Ausspruch Brechts hat noch Gültigkeit. „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Und dafür mahnt Lidice und gibt Kraft für ein gemeinsames Handeln.

Horst Brand
LAG Netzwerk EL