Gemeinsam gegen Faschismus von gestern und heute
Gedenken des Massakers von Lidice
Das liebliche Tal voller Menschen von überall her. Ein Bild, das wir für den gemeinsamen Kampf gegen den um sich greifenden Nationalismus, den Hass und den wiedererstarkenden Militarismus in Europa anstreben.
Das Gedenken des Massakers von Lidice, in dem die Nazis am 10. Juni vor 77 Jahren das einstige 500-Einwohnerdorf dem Erdboden gleichmachten, alle 173 Männer im Alter ab 15 Jahren erschossen, die Frauen ins KZ Ravensbrück deportierten und 82 der etwa 100 Kinder des Ortes vergasten, „germanisch“ Aussehende in Lebensbornheimen „germanisierten“, findet seit 2000 wieder an der Gedenkstätte am Ort des einstigen Dorfes statt. Von der „Samtenen Revolution“ zunächst „vergessen“, blüht seitdem der internationale Rosengarten wieder, auch dank internationaler Solidarität mit tschechischen Linken, die nicht zuließen, das dieser wichtige Ort der Mahnung und Erinnerung an die Verbrechen der Nazis, an Leid und Tod durch Faschismus und Krieg, dem neuen Zeitgeist geopfert wird. Lidice, willkürlich von den Okkupanten ausgewählt und als Racheakt für das Attentat tschechischer Antifaschisten auf den stellvertretenden Reichsprotektor im faschistisch besetzten Böhmen und Mähren vernichtet, steht in einer Reihe mit Orten wie Oradour, Distimo, Warschau, Hiroshima, Stalingrad, Dresden (11 Partnerorte von Lidice, die ebenfalls in Folge des faschistischen Krieges „vom Erdboden verschwanden“ waren, deren Wappen im Rund nebeneinander im Rosengarten stehen).
Dem offiziellen staatlichen Gedenken folgten die diplomatischen Vertretungen in der Tschechischen Republik, gesellschaftliche Kräfte der demokratischen Öffentlichkeit, Kindergruppen aus dem Land und aus Japan zum Bühnenprogramm, LINKE und Linke aus der Bundesrepublik.
Auch eine Motorrad-Rockergruppe, die sich sichtbar als europaweite Anhänger der „Nachtwölfe“ outeten, erwies den Opfern des Massakers ihren Respekt und verneigte sich. Weil sie „Rußland“-Aufdrucke auf ihren T-Shirts trugen, mußten sie aber außerhalb des offiziellen Gedenkplatzes bleiben.
Wir, als Mitglieder des Netzwerkes EL und des Landesverbandes der LINKEN. Brandenburg, nahmen am Gedenken der KSČM und der Linken Frauen Tschechiens teil. An der Statue „Lidicer Frau mit Rose“ sprach Květa Šlahúnková und warnte u.a. vor den andauernden Bestrebungen der Landsmannschaften aus dem Lande unseres „Heimatministers“ und mahnte Politiker und Abgeordnete aller Ebenen, sich der neuen Aufrüstung zu widersetzen.
Im Namen unseres Landesverbandes und des Netzwerkes legten wir rote Nelken zu Füßen der „Lidicer Frau“ und weiße Nelken an der Skulpturengruppe der 82 ermordeten Kinder nieder, wo Alena Grospičová vom Frauenverband bewegende Worte sprach.
Abschließend bewunderten wir den herrlichen Rosengarten. Er wurde mit Unterstützung von Städten, Organisationen und Einzelpersonen aus aller Welt, verzeichnet auf großen Tafeln, wiedererrichtet. Auch wir als Netzwerk EL, damals noch LAG der PDS, fanden uns dort wieder. Mit der Aktion „Rosen für Lidice“ unterstützten wir vor Jahren die Wiederherstellung des Rosengartens. Wieder ein sehr würdiger blühender Ort, sinnbildlich für das Leben, das es zu erhalten gilt.
Sonja Newiak
LAG Netzwerk EL Fotos: Frithjof Newiak